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Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
16.02.2019


Revision 3.0
Peter Markmann

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Autor. Wolfgang Hakansson  
10.10.2018
 

Auf dieser Seite möchten wir Informationen bzw. Material zur Verfügung stellen, welches ich von ehemaligen Mitarbeitern der Flugsicherung bekommen habe. In diesem konkreten Fall von Peter Markmann.

Vielen Dank dafür. Weiters Material in den nächsten Tagen.

 
Autor: Peter Markmann  
16.02.2019

Die Flugsicherung in der DDR

Mit der Erlangung der vollständigen Souveränität der Deutschen Demokratischen Republik am 24. März 1954 und der Gründung der Deutschen Lufthansa am 01.Mai 1955, beginnt auch die Geschichte der Flugsicherung.

Mit der Aufnahme des zivilen Luftverkehrs in der DDR war nicht nur eine Fluggesellschaft erforderlich, sondern auch die notwendige Infrastruktur am Boden.

Das ging allerdings nicht ohne den Stabschef sowjetischen Streitkräfte, denn alle von der DDR bedienten Flüge mussten vorläufig mit der Abteilung Internationale Flüge der sowjetischen Streitkräfte abgestimmt werden, so war die Souveränität doch sehr eingeschränkt.

Im April 1954 wurde im Staatssekretariat für Kraftverkehr und Straßenwesen eine Vorlage erstellt wurden mit dem Titel „Der Ausbau der Luftfahrt der DDR“, darin wurde auch der Ausbau der Flugsicherung erwähnt.

Einen Monat später wurde mit der Lufthansa die erste sozialistische Fluggesellschaft gegründet.

Die Flugsicherung war von Anbeginn ein Bestandteil der nationalen Fluggesellschaft, bei der Lufthansa und später auch bei der INTERFLUG, ab 1963.

Nachdem am 28.Mai 1955 der Flughafen Berlin Schönefeld von der UdSSR an die DDR übergeben worden war, wurde er zunächst von der Lufthansa übernommen. Für den Flugbetrieb und den Aufbau der zivilen Flugsicherung war Fritz Horn, als Direktor für den Flugbetrieb verantwortlich, gemeinsam mit Werner Kiessling, der bereits ab 1950 als operativer Leiter während der Leipziger Messen für die Flugsicherung am Flughafen Leipzig-Mockau zuständig war.

Da die Erfahrungen fehlten, war der Aufbau der Flugsicherung ohne die Unterstützung sowjetischer Experten nicht möglich.
Die ersten Personale wurden aus dem fliegenden Personal des 2. Weltkrieges und einiger Angehörige der NVA zusammengestellt. Diese wurden von Beratern der AEROFLOT unterstützt.

Bis August 1957 war der Aufbau der Tower, der Bezirkskontrollstelle (ACC) und des Fernmeldedienstes realisiert.

Von 1957 bis 1963 wurde jährlich ein Flugsicherungslehrgang an der Betriebsschule in Berlin Schönefeld durchgeführt. In dem sechs Wochen dauernden Lehrgang wurden die Grundkenntnisse der Flugsicherung, die Kenntnisse der russischen und englischen Sprache und das Flugfunksprechzeugnis erworben.

In der DDR wurde der Begriff „Fluglotsen“ durch die Bezeichnungen Kontrolleuer, Flugleiter und Schichtleiter ersetzt. Der Schichtleiter war auch gleichzeitig für die Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter verantwortlich.

Ab 1961 wurde die zivile Luftfahrt dem Ministerium für Verkehrswesen übertragen. Hierfür wurde die Hauptverwaltung der zivilen Luftfahrt (HVZL) eingerichtet. Alle Luftverkehrsbetriebe der DDR waren dieser HVZL unterstellt. Innerhalb der HVZL wurde die Abteilung Flugsicherung, Ökonomie und Luftverkehr geschaffen.

Der erste Leiter dieser Abteilung war Hans Groß.

Ende der sechziger Jahre wurden Direktionsbereiche geschaffen und als erste Direktoren für die Flugsicherung fungierten Kurt Zube, Dieter Dechert und Ottmar Spangenberg.

Als Folge eines verlorenen Rechtsstreites mit der westdeutschen Lufthansa wurde aus der Lufthansa in der DDR die INTERFLUG. Diese flog bereits seit 1958 neben der Lufthansa und wurde nun der alleinige Luftverkehrsbetrieb in der DDR.

Im April 1972 wurde die Struktur der INTERFLUG geändert, der Generaldirektion unterstanden nun die Betriebe Verkehrs- und Agrarflug sowie die Direktionsbereiche Flugsicherung, Nachrichtenwesen und Flughäfen.

Um den wachsenden Flugverkehr bewältigen zu können mussten die technische Ausrüstung und die Ausbildung angepasst werden.

Im Jahr 1961 wurde die Anflugkontrolle in Berlin mit einem GCA- und mit einem 3-cm Rundsichtradar ausgerüstet, zwei Jahre später erhielt auch das ACC Schönefeld ein 10-cm Mittelbereichsradar. Die Ausbildung des Personals erfolgte vorerst an den operativen Arbeitsplätzen, bis im Jahre 1968 das Flugsicherungsausbildungszentrum in Berlin-Schönefeld eröffnet wurde. Die Ausbildung wurde verändert und ab 1963 wurde das Flugsicherungsfernstudium an der Ingenieurschule für Verkehrstechnik in Dresden geschaffen. Es dauerte 5 Jahre und schloss mit dem Titel „Ingenieur für Flugsicherung“ ab. Ab 1966 wurden Mitarbeiter der Flugsicherung an die Akademie für Zivil-Luftfahrt der UdSSR in Leningrad (heute wieder St. Petersburg) delegiert. Das Studium dauerte ebenfalls 5 Jahre und man erhielt den Titel „Diplom Ingenieur für Luftverkehr. Andere Mitarbeiter erhielten zusätzlich an der Höheren Fliegerschule der AEROFLOT in Uljanowsk eine vierwöchige Ausbildung.

Ab 1970 begann das dreijährige Direktstudium an der Ingenieurschule für Verkehrstechnik in Dresden das mit dem Titel „Ingenieur für Flugsicherung“ später „Ingenieur für Luftfahrtelektronik- Flugsicherung „abgeschlossen wurde.

Die Kontrollstruktur der zivilen Flugsicherung wurde Ende der sechziger Jahre geändert, so dass die Aufgaben des ACC neu definiert wurden. So entstanden ab Dezember 1969 die Flugsicherungsstellen ACC Süd und Nord. Das ACC Süd, Flugsicherungsstelle Cottbus im Objekt der 1.LVD der NVA und die Flugsicherungsstelle Nord in Neubrandenburg (Friedland) im Objekt der 3. LVD der NVA. Damit wurde das ACC Berlin aufgelöst.

Mit dieser organisatorischen Änderung sollte eine bessere Zusammenarbeit mit den Luftstreitkräften der NVA (LSK/LV) und den sowjetischen Luftstreitkräften der GSSD erreicht werden. Die zivile Flugsicherung war für die Durchführung der Flugverkehrskontrolle im zivilen Luftraum, den Luftstraßen (Internationale Luftstraße A4 und nationale Luftstraßen W1, W2, W3, W4), Nahverkehrsbereiche, Kontrollzonen und Flugbetriebsflächen an den Flughäfen zuständig, der Rest stand unter militärischer Kontrolle.

Obwohl die NVA keinen operativen Einfluss auf die zivile Flugsicherung ausübte, wurde ihr doch eine starke Rolle insgesamt zugestanden. Die Festlegung der zivil kontrollierten Lufträume erfolgte in Zusammenarbeit mit der NVA und den sowjetischen Streitkräften (GSSD). Die zivilen Flugpläne mussten am Vortag an die NVA in Strausberg übermittelt werden und wurden dort mit den Dienststellen der (GSSD) – Gruppe Sowjetischer Streitkräfte in Deutschland- koordiniert.

Die Flugsicherung der DDR war einerseits ein staatlicher Dienstleister und musste ihre Dienste allen Luftraumnutzern zur Verfügung stellen, andererseits war sie wirtschaftlich von der staatlichen Fluggesellschaft -INTERFLUG abhängig, hinsichtlich technischer Ausrüstung, der Planung und Investitionen.

Mit der Wende wurde die Flugsicherung aus dem Verbund der INTERFLUG herausgelöst und am 03. Oktober 1990 in die Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) übernommen.

Die Geschichte der Flugsicherung der DDR endete mit der Annäherung und dem Zusammenschluss der ost- mit westdeutschen Fluglotsen und der Entwicklung des Verbandes Deutscher Flugleiter e.V. (VDF). Mit dem Beitritt der Kollegen der DDR wurde der VDF noch vor der Wiedervereinigung einer der ersten gesamtdeutschen Berufsverbände.

Literaturverzeichnis: Eine Zeitreise - Flugsicherung im Wandel
                                 AVIATIC VERLAG 2003
                                 Peter Pletschacher, Bernd Bockstahler, Werner Fischbach

Luftraum der DDR TMA Berlin Schönefeld August 1977 Flugplan ETBS - UUEE
     
Fotos: Peter Markmann  
16.02.2019

Eingang-GS31 ACC-ETCO

Radarturm-und-Technikgebäude
AVIA-B-Koren

AIZ-NVA des GS-31

Arbeitsplatz ACC-IF
Rechentechnik
Rechentechnik

Fernschreiber

Fernschreiber 80ziger-Jahre

Fernschreiber
     

Auffangbeutel Rohrpost

Rohrpost für Strips

Model oberirdisch Gelände GS-31

Gang-im-Bunker

Erlaubnis für Flugsicherungspersonal

Lageplan der Etagen2-und 3

Streckenkarte

Uniform-IF

Übersichtsplan des Bunkers,
in der ersten Etage waren
die Räume des ACC ETCO
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