Die alte INTERFLUG im www
Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
08-Jun-2017


Revision 3.0
AN-2


An-2 Ausbildung An-2 Flugbetriebsdokumentation Sonstiges
17.02.2017

Hier ein Bild der restaurierten DDR-SKF, die unter dem bundesdeutschen Kennzeichen D-FONF flugfähig auf der ILA 2006 erschien. 
Das Bild stammt von Georg Noack, Dresden.

Antonow An-2

Die Antonow An-2 (NATO-Codename: Colt) ist ein STOL-Mehrzweckflugzeug und mit einer Spannweite von 18,175 m der größte im Einsatz befindliche einmotorige Doppeldecker der Welt. Die An-2 wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der UdSSR entwickelt und wird sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke bis heute genutzt. Aufgrund der Motorisierung mit 1.000 PS sowie der günstigen Aerodynamik benötigt die An-2 nur extrem kurze Start- und Landerollstrecken; das Fahrwerk erlaubt Landen und Starten auf allen für Flugzeuge geeigneten Flächen.

Entwicklung

Die An-2 wurde vom damaligen Ministerium für Land- und Forstwirtschaft in Auftrag gegeben. Sie war der erste motorisierte Entwurf des Konstrukteurs Oleg Antonow, der sich bis dahin mit dem Bau von Segel- und Jagdflugzeugen befasst und zu der Zeit gerade sein eigenes OKB eröffnet hatte. Der Prototyp der An-2 flog, mit einem Motor ASch-21 ausgerüstet, am 31. August 1947 erstmals. Pilot war N. P. Wolodin. Ein zweiter Prototyp erhielt den Motor Schwezow ASch-62, der für die Produktion beibehalten wurde. Die Serienfertigung erfolgte ab Oktober 1948 im Flugzeugwerk Nr. 473 in Kiew-Swiatoschino. Sie lief bis etwa 1959 und umfasste 5.450 Maschinen. Ab 1960 wurde die Fertigung aus der Sowjetunion nach Polen verlagert, wo bei PZL in Mielec unter der Bezeichnung WSK An-2 nochmals 11.950 Stück entstanden. Die in Polen hergestellten An-2 sind an den Glasfiber-Verkleidungen für die beiden unter dem Rumpf angebrachten Antennen des Funkhöhenmessers RW-UM sowie an den runden Einlassöffnungen für die Belüftungsanlage unter den oberen Tragflächen erkennbar. Ab der 60. Serie wurde die Spannweite des Höhenleitwerks von 6,6 m auf 7,2 m vergrößert. Die An-2 wurde während ihrer Bauzeit mit unterschiedlichen Luftschrauben ausgestattet. Waren diese anfangs noch sichelförmige W-509A mit einem Durchmesser von 3,60 m, wurden dann gerade Holz- und in späteren Ausführungen Metallluftschrauben vom Typ AW-2 mit 3,35 m verwendet. Auch in China begann ab 1957 als Fongsu-2 oder Yunshuji-5 (Y-5) die Lizenzproduktion der An-2. In Nanchang (bis 1968) und Harbin, ab 1970 auch in Shijiazhuang wurden insgesamt 938 Flugzeuge produziert. Sie sind mit einem ASch-62IR-Lizenzmotor HS-5 ausgerüstet. Nordkorea kaufte 160 Stück. Es wurden bis 1992 etwa 18.000 An-2 gebaut. Die An-2 wurde an alle Staaten des Warschauer Pakts geliefert, einschließlich der DDR, die 74 Exemplare bei GST, NVA und Interflug einsetzte. Weitere Nutzer sind/waren Afghanistan, Ägypten, Frankreich, Griechenland, Indien, Kuba, Mali, die Mongolei, Nepal, die Niederlande, der Sudan und Tunesien.

Cockpit der An-2

Heutige Situation

Zahlreiche Exemplare der An-2 sind auch heute noch in flugfähigem Zustand, gelten als allgemein sicher und führen entweder Individual- oder Rundflüge durch. Auch im Linieneinsatz zwischen kleinen Plätzen ist die An-2 noch im Einsatz, so beispielsweise zwischen Sylt und Wyk auf Föhr. Das Institut für Luftfahrtforschung „S. A. Tschaplygin“ (SibNIA) in Nowosibirsk erprobte ab Februar 2012 eine An-2, bei der der Sternmotor durch ein Turboprop-Triebwerk vom Typ Honeywell TPE331-12UHR ersetzt worden war, das seine Leistung auf einen Fünfblattpropeller HC-B5MP von Hartzell überträgt. Nach Aussage der Piloten wurde neben verbesserten Leistungen auch die Steuerung des Flugzeuges erleichtert. Hauptmotivation für diese Umrüstung sind erhoffte Einsparungen bei den Betriebskosten. Bereits in den 1970er-Jahren gab es mit der Antonow An-3 eine An-2 mit Turboprop-Antrieb.

An-2
Die An-2 in den Farben der
Deutschen Lufthansa (Ost)

Technischer Aufbau

Der Rumpf der An-2 ist in Ganzmetall-Halbschalenbauweise gefertigt und weist im Bereich der Kabine einen rechteckigen Querschnitt auf, der zum Bug und Heck hin oval ausläuft. Die Höhenruder des abgestrebten Normalleitwerkes sind mit Stoff bespannt. Aufgrund der geringeren Spannweite der unteren Tragflächen von 14,24 m wird die An-2 auch als Anderthalbdecker bezeichnet. Die Tragflächen sind zweiholmig und von der Vorderkante bis zum ersten Holm mit Metall beplankt, ansonsten mit Leinenstoff bespannt. Sie sind durch einen Farbanstrich wasserfest imprägniert und bilden durch zwei senkrechte I-Streben und eine kreuzweise Doppelverspannung einen strukturellen Verbund. Beide Tragflächen verfügen als Auftriebshilfen über elektrisch bedienbare Landeklappen und automatische Vorflügel sowie um 20° absenkbare Querruder, die der An-2 sehr kurze Start- und Landerollstrecken von nur rund 150 bis 180 m ermöglichen. Das nichteinziehbare robuste Breitspur-Fahrwerk ermöglicht den Einsatz von unbefestigten Pisten aus. Wahlweise kann es auch mit Schwimmern oder Kufen ausgerüstet werden. Der 736 kW (1000 PS) starke Sternmotor vom Typ ASch-62 IR mit einer Vierblatt-Verstellluftschraube vom Typ AW-2 verbraucht pro Stunde etwa 180 Liter Kraftstoff und zwei bis drei Liter Schmieröl. Der Kraftstoffvorrat beträgt maximal 1200 Liter und wird in insgesamt sechs Behältern in den oberen Tragflächen mitgeführt.

An-2 IlaAntonow AN-2 auf der ILA 2004

Versionen

Bezeichnung Merkmale
SCh-1 Ursprüngliche Bezeichnung des Prototyps und des ersten Serienloses mit Schwezow-ASch-21-Motor mit 559 kW (760 PS) und sichelförmiger Luftschraube. Die Bezeichnung steht für Selsko-chosjaistwennij samoljot, Landwirtschaftsflugzeug. Die SCh-1 verfügte über einen 1.400-Liter-Tank und eine Sechspunkt-Streuanlage unter den Flügeln. Die Streubreite betrug 60 bis 100 Meter. Die ersten Sprühversuche wurden im Juni 1948 durch G. I. Lysenko durchgeführt.
An-2P Mehrzweckvariante für bis zu zwölf Passagiere (P steht für Passaschirski), acht bis zehn Fallschirmspringer oder 1500 kg Fracht. In der Sanitätsversion kann sie sechs Tragen und zwei Sanitäter befördern. Die Ausführung als Landwirtschaftsflugzeug heißt An-2S. Die polnische Version verfügt über bessere Schalldämpfung und einen besseren Propeller.
An-2W
(An-4)
Schwimmerversion von 1949. Die Luftschraube W-514-D8 konnte negativen Schub erzeugen, um den Bremsweg nach der Wasserung zu verkürzen und das Manövrieren auf dem Wasser zu erleichtern. 1954 entstand eine kleine Serie.
An-2PP Feuerlöschversion der An-2W (PP steht für Protiwoposcharnij) mit Tanks für 1.240 Liter Wasser. Bei einer Fluggeschwindigkeit von etwa 50 km/h konnten von der Wasseroberfläche in sieben Sekunden 630 Liter aufgenommen werden.
An-2Sa
An-6
Höhenversion für meteorologische Forschungen mit zusätzlicher Kanzel vor dem Leitwerk zur Beobachtung von Eisbildung.
An-2M Agrarflugzeug
An-2F
(An-2K-NAK, An-2NRK)
Artilleriebeobachtungs- und Luftbildflugzeug (1948) mit verglastem Rumpfmittelteil, Waffenstand mit 23-mm-MK und Doppelleitwerk. Zwei Prototypen mit verschiedenen Luftschrauben wurden ab April 1949 erprobt. Kein Serienbau.
An-2L Ausführung zur chemischen Feuerbekämpfung mit Glasbehältern unter Rumpf und Tragflächen.
An-2T Polnische Ausführung der Mehrzweckvariante.
An-2TP Flugzeug zur Personen- und Frachtbeförderung mit zwölf Klappsitzen.
An-2TD Fracht- und Fallschirmabsetzflugzeug für bis zu zwölf Springer. In der NVA kamen hauptsächlich die Ausführungen TP und TD zum Einsatz.
An-2S
(An-2D6, An-2PLux)
Salonmodell mit vier Polstersitzen und Tisch. Äußerlich erkennbar an den eckigen Rumpffenstern. Eine mit drei Tragen ausgestattete Sanitätsversion trägt ebenfalls die Bezeichnung S.
An-2M Polnisches Pendant zur An-2W.
An-2R Spezielle Landwirtschaftsausführung mit hermetisch verschlossenem Cockpit und 1.960-Liter-Düngemittelbehälter.
Lala-1 Experimentalausführung mit doppelten Leitwerksträgern für Forschungstests für das geplante TL-Agrarflugzeug PZL M-15 Belphegor. Lala steht für „Fliegendes Laboratorium“ (Latające Laboratorium). Erstflug war der 26. April 1972.
An-2E Nicht verwirklichtes Projekt von E. Grunin eines Ekranoplans aus den 1970er-Jahren auf Basis der An-2W.

Technische Daten

Kenngröße Daten der Antonow An-2P (WSK-PZL)
Länge 12,74 m
Flügelspannweite oben: 18,18 m / unten: 14,24 m
Flügelfläche insgesamt 71,60 m²
Höhe (im Stand) 4,13 m
Höchstgeschwindigkeit 258 km/h (in 1750 m Höhe)
Reisegeschwindigkeit 190 km/h
Flugreichweite 1.390 km (bei max. Betankung, ohne Reserven)
Dienstgipfelhöhe 4.400 m
Leermasse 3.450 kg
max. Startmasse 5.500 kg
Triebwerk(e) Neunzylinder-Sternmotor Schwezow ASch-62IR
Leistung 736 kW (1.000 PS)
Startrollstrecke 150 m
Landerollstrecke 180 m
DreiseitenrissDreiseitenriss

Sonstiges

Die Spitznamen der An-2 bei der NVA lauteten „Anna“, „Tante Anna“ oder auch „Kastendrachen“. Die An-2 ist das einzige Flugzeug der DDR-Luftstreitkräfte, das von deren Gründung 1956 bis zu ihrer Auflösung 1990 im Dienst stand. Der große Motor und seine Robustheit haben ihr den Spitznamen „Traktor der Lüfte“ eingebracht.

In der landwirtschaftlichen Luftfahrt der Sowjetunion trug das Flugzeug zeitweise den Spitznamen „Kukurusnik“ (russ. „Кукурузник“, von „Кукуруза“ – Mais). Dies spiegelt den massiven Einsatz des Flugzeugs in der Sowjetunion der 1960er-Jahre bei der Umsetzung von Chruschtschows Agrarplänen wider, die den umfassenden Anbau von Mais bei intensivem Einsatz von Agrartechnik vorsahen.

       

Antonow An-2-TP

Schädlingsbekämpfung mit DDT

Sternmotor der Antonow An-2

An-2 mit Streufächern zur Schädlingsbekämpfung
Copyright: ©Wikipedia.de zurück

Autor: Gerd Ritter

Beschreibung und allgemeine Angaben zum Flugzeug AN-2

17.02.2017
Das Flugzeug AN-2 mit dem Triebwerk ASch-62IR und der Luftschraube AW-2 ist ein Doppeldecker (genauer gesagt, ein 1 1/2 Decker). Die AN-2 ist zur Beförderung von Fracht und Passagieren vorgesehen. Bei unbedeutenden geringfügigen Umbauten kann sie auch für die folgenden Zwecke eingesetzt werden:

  • In der Landwirtschaft zur Schädlingsbekämpfung,
  • zur Aussaat aus der Luft und zum Düngerstreuen;
  • für geologische Forschungen, Beobachtungen und Fotoflüge;
  • zur Bekämpfung von Waldbränden;
  • zum Betrieb auf Wasserstraßen und in Polargebieten als Sanitätsflugzeug;
  • als Schulflugzeug;
  • als ideales Absetzflugzeug für Fallschirmspringer

Mit dem Flugzeug können verschiedene Fracht oder zwölf Passagiere befördert werden. Durch die Mechanisierung der Tragfläche, die einen stabilen Gleitflug auch bei großen Anstellwinkeln ermöglicht, kann das Flugzeug auf unbefestigten kleinen Flugplätzen starten und landen. Zur Orientierung und Verbindung mit Bodenfunkstellen ist das Flugzeug mit einem Funkgerät sowie mit Blindflug- und Blindlandegeräten ausgerüstet. Die Verglasung der Besatzungskabine ist mit einer Enteisungsanlage ausgerüstet. Der Rumpf ist in Halbschalenbauweise als Ganzmetallkonstruktion ausgeführt.


Dreiseitenriß aus "Flugzeuge der DDR", Band 1, von Detlef Billig und
Manfred Meyer; Sehr empfehlenswertes Buch! ©2002 Motorbuch Verlag

Die Pilotenkabine ist mit zwei Sitzen ausgerüstet, die Verglasung der Kabine gewährleistet eine gute Sicht nach allen Seiten. Hinter der Pilotenkabine befindet sich der Lade- und Passagierraum mit 12 Klappsitzen. Beide Kabinen sind mit einer Be- und Entlüftung sowie mit einer Warmluftheizung ausgerüstet.

Der Rauminhalt des Laderaumes beträgt 12 m³; seine Abmessungen sind 4,1 x 1,6 x 1,8 m. Damit ist auch die Beförderung von sperrigem Gut möglich.

In der linken Bordwand befindet sich eine 1,53 x 1,46 m große Luke, die gleichzeitig die Einstiegtür für die Fluggäste enthält. Der Fußboden des Laderaumes besteht aus beiderseitig mit Duralblechen eingefassten Sperrholzplatten mit Korkbelag. Die Oberfläche ist waffelförmig. Die Fußbodenplatten sind abnehmbar und für eine Belastung von 1000 kp/m ausgelegt. Die Tragflächen und das Leitwerk sind in Metallbauweise ausgeführt und mit Stoff bespannt.

Das Tragflächenprofil ist über die gesamte Spannweite gleichbleibend. An der oberen Tragfläche befinden sich die Querruder. Sie arbeiten als Spaltruder mit Gewichts- und aerodynamischem Innenausgleich. Das linke Querruder hat eine Trimmklappe. Die Querruder schlagen differential aus. Das Steuergestänge der Querruder ist mit dem Gestänge der Landeklappenbetätigung verbunden. Die obere Tragfläche besitzt über die gesamte Spannweite automatisch ausfahrende Vorflügel.

Zur Verminderung der Landegeschwindigkeit und Verkürzung der Startstrecke sind an den oberen und unteren Tragflachen Spaltlandeklappen mit aerodynamischem Innenausgleich angebracht. Die Betätigung der Landeklappen erfolgt elektrisch.

Das Leitwerk hat ein durchgehendes symmetrisches Profil von der Wurzel bis zum Ende. Höhen- und Seitenruder haben aerodynamischen Innenausgleich, Gewichtsausgleich und Trimmklappen. Das nichteinziehbare Fahrwerk des Flugzeuges besteht aus Federbeinen, vorderen und hinteren Streben, Halbballonrädern und einer doppelseitigen pneumatischen Bremsanlage. Die Bremsen werden durch einen an der linken Steuersäule angebrachten Handhebel betätigt.

    zurück