Die alte INTERFLUG im www
Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
17.09.2016


Revision 3.0
Rainer Lindner

Schulungen in Uljanowsk für die Flugzeugtypen An-24 und Tu-134

Antonov-24

1965 fand die Schulung für den Flugzeugtyp An-24 an der Fliegerschule Uljanowsk statt. Wir reisten mit einer starken Delegation, die sich aus Kollegen des Flugbetriebes und der Flugtechnik zusammensetzte.
Teilnehmer vom Technischen Personal:

Obere Reihe von links
Christian May–Trude Zelle
Rolf Teichmann Hydraulik
Heinz Freitag Startdienst
Lothar Höntsch damals Werftleitung, später Bording. Il-62
Siegfried Timmig Flughafen Dresden
Jürgen Scholz Hydraulik
Otto Sachtleben Hauptprüfleitung
Hans Goldhorn Flughafen Leipzig
Kurt Hönicke Prüfing. Triebwerk
Hans Gerards TW Mechaniker oder Meister
Alfred Walzack Technische Prüfung Zelle
Achim Mindt Mechaniker Zelle
Walter Bethge Befundtechnologe
Edwin Erdt Flughafen Erfurt
Mittlere Reihe von links
Erwin Bauske Obermeister Zelle
Horst Klose Startdienst, später Triebwerksprüfer
Reinhard Lindner TW-Ing. bei IT
Helmut Finger Startdienst
Helmut Dassler Obermeister Triebwerk
Manfred Krüger Ingenieur im Startdienst
Horst Voller Flughafen Barth
Kurt Gusko Techn. Prüfer im Startdienst
Günter Schöne Meister bei Triebwerk

 

 

 

 

Untere Reihe von links
Heinz Jentsch Trieberksprüfer
Gospodin Gelfand Kommandant der SchWLP Uljanowsk
Heinz Liebau Startdienst
Name unbekannt Leitender der Schule
Heinrich Gerdes Leiter des Startdienstes, Delegationsleiter
Name unbekannt Leitender der Schule
Name unbekannt Betreuer der IF-Gruppe (genannt Schatten)
Richard Neumann Dolmetscher

Unabhängig von der genannten Delegation weilten die Kollegen Harald Franke und Milosch Kral vor uns zu einem Lehrgang ebenfalls auf Antonov-24 im Schulungszentrum der Aeroflot in Kiew.
 
Wir reisten im September 1965 über Moskau nach Uljanowsk und wurden im Obschtscheschitje (Wohnheim) der Schule untergebracht. Im Vergleich zu den Kursanten der Aeroflot wohnten wir mit der Zweier-Belegung  der Zimmer schon fast fürstlich, obwohl für die etwa 12 bis 15 Zimmer auf dem Gang nur eine Toilette zur Verfügung stand. Die Verpflegung erhielten wir in der Stolowaja (Betriebskantine), in der sehr einfaches Essen, dafür aber sehr preiswert angeboten wurde.
Auf unserem Gang wohnten auch Kollegen vom Flugbetrieb, die ebenfalls auf An-24 schulten.


Der Unterricht fand in Fachkabinetten statt, die mit Schnittmodellen und Anschauungstafeln ausgestattet waren. Die Lektionen wurden in russischer  Sprache gehalten und von unserem Dolmetscher Richard Neumann Satz für Satz übersetzt. Der Stoff musste von den Teilnehmern mitgeschrieben werden, da es kein gedrucktes Schulungsmaterial gab. Die Schautafeln kopierten wir uns auf originelle Weise. Wir besorgten uns im Uniwermag (Kaufhaus) eine Art Pergamentpapier, legten es auf die Schemata und zogen die Linien von Hand nach.


Die Ausbildung erfolgte in den Fächern Triebwerk, Hilfsenergieanlage, Zelle/Hydraulik einschl. Klimaanlage sowie  Elektro, Geräteausrüstung und Funk. Letztere wurden nur fakultativ vermittelt und nicht geprüft. Jeder Teilnehmer musste aber eine mündliche Prüfung von ca. 45 Minuten in den Hauptfächern ablegen.
Nach Abschluss der Prüfungen wurden wir in der Schule feierlich verabschiedet und mit einem der schuleigenen Schulungsflugzeuge nach Kiew gebracht. Dort absolvierten wir auf dem Flughafen Schuljani eine etwa 10-tägige praktische Ausbildung am Flugzeugtyp An-24, sofern ein Flugzeug gerade zur Verfügung stand. Dabei wurden wir u. a. in das Verfahren der Triebwerksfunktionsläufe eingewiesen.


Mit einer Linienmaschine der Aeroflot flogen wir nach Moskau und fühlten uns dann schon wieder fast wie zu  Hause als wir mit einer Il-14 mit Zwischenlandung in Wilnjus nach Berlin reisten.
Nachdem wir nach etwa zehn Wochen Ausbildung wieder nach Schönefeld zurückgekehrt waren, begann ein umfangreiches Schulungsprogramm für die Kollegen der Flugtechnik und auch für Piloten und Bordingenieure, die für den Einsatz auf An-24 vorgesehen waren. Dazu kam noch, dass die Wartungsdokumentation, die nur in Russisch vorhanden war, übersetzt werden musste. So gelang es, das Flugzeug An-24, wenn auch anfänglich mit einer Reihe technischer Probleme, sicher zum Einsatz zu bringen.

Tu-134

1968 wurde wieder eine Delegation, die vorwiegend aus Ingenieuren der Flugtechnik bestand, zur Ausbildung nach Uljanowsk geschickt. Teilnehmer waren u. a.
Milosch Kral, Ulrich Günther, Kurt Hönicke, Günter Schreiter und Werner Zinnert (beide PfL –Prüfstelle für Luftfahrtgerät in Pirna) sowie Reinhard Lindner. Als Dolmetscherinnen fungierten Frau Paaz und Frau Margit Freese ?


Diesmal erfolgte die Ausbildung getrennt zwischen den Fachgebieten Triebwerk und Zelle. Die Unterbringung war im Hotel „Wolga“ und konnte durchaus akzeptiert werden.
Nach bestandener Prüfung reisten wir nach Charkow, wo wir einen Einblick in die Fertigung der Flugzeuge Tupolev-134 erhielten.
Nach unserer Rückkehr nach Schönefeld begann wieder ein umfangreiches Schulungsprogramm für Techniker und fliegendes Personal sowie die Übersetzung der Wartungsdokumentation aus dem Russischen ins Deutsche.


Im August 1968 war eine praktische Einweisung auf den Flugzeugtyp Tu-134 auf dem Flughafen Moskau Scheremetjewo vorgesehen. Auf  Grund der politischen Ereignisse in Prag wurde die Einweisung vorerst ausgesetzt und zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt. Wir hatten Gelegenheit, bei den Wartungsarbeiten dabei zu sein und wurden in die Funktionsprüfung der Triebwerke eingewiesen.

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