Die alte INTERFLUG im www
Historische Betrachtungen zur einstigen DDR-Fluggesellschaft INTERFLUG

last updated:
25-Aug-2016


Revision 3.0
Im Gedenken an ...technisches Personal

Mit jedem Menschen verschwindet ein Geheimnis aus dieser Welt.

Sektion detaillierte Trauermeldungen

Wir trauern um:

 


Peter Bork

Dr. Peter Bork - Direktor FT/FV

Mit tiefer Trauer haben wir ehemaligen Mitarbeiter der Fluggesellschaft INTERFLUG, hier vor allem das Leitungspersonal, die Ingenieurtechnik, die Wartungsmeister und Flugzeugmechaniker des Betriebsteiles Flugtechnik Verkehrsflug, die Nachricht zur Kenntnis nehmen müssen, dass ihr einstiger Direktor Dr.oec. Dipl.-Ing. Peter Bork am 8. Dezember 2010 nach schwerer Krankheit in einem Krankenhaus der Stadt Anklam verstarb.

Damit ging einer der bedeutendsten Luftfahrt-Techniker der 2. Generation, ein erfolgreicher Organisator, Modernisierer und Leiter (Manager würde man heute sagen) der zivilen Luftfahrt der DDR von uns.

Am 12. Mai 1937 wurde er als Peter Hanusch in Altlandsberg geboren. 1939 verstarb bereits die Mutter und, da der Vater in den Krieg musste, kamen Peter und seine Schwester in ein Heim.
Als der Vater schwer verwundet sein Ende nahen sah, übergab er die beiden Kinder seinen Freunden aus der kommunistischen Jugend vor 1933, Elfriede und Kurt Bork, welche die Geschwister noch vor Kriegsende adoptierten.
Die nunmehrigen Eltern avancierten nach 1945 zu bedeutenden Persönlichkeiten der DDR-Kulturszene. Als 1955 die Luftfahrtindustrie der DDR von den aus der Sowjetunion zurückkehrenden Spezialisten neu aufgebaut wurde und man die ersten Studenten in das Moskauer Institut für Luftfahrtwesen (MAI) entsandte, war der Abiturient Peter Bork dabei.
Anfang 1961 diplomierte er hier auf dem Gebiet der Flugzeugkonstruktion bei dem bekannten Alexeij Tupolew, welcher wenig später auch von seinem berühmten Vater das gleichnamige Konstruktionsbüro übernehmen sollte.
1961 kehrte der junge Flugzeugkonstrukteur in die DDR zurück und erlebte sogleich die Auflösung der Dresdner Luftfahrtindustrie. Der stellvertretende Verkehrsminister, damals Arthur Pieck, der Sohn des im Jahr zuvor verstorbenen ersten und einzigen Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck, übernahm Dipl.-Ing. Peter Bork in die Hauptverwaltung Zivile Luftfahrt (HVZL) zum Aufbau einer Abteilung Wissenschaft und Technik. Diese hatte auch die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit der Ostblockstaaten auf dem Gebiet der Luftfahrt für die DDR zu führen und zu koordinieren.

Im Jahre 1968 nahm Bork eine außerplanmäßige Dissertation an der führenden Moskauer Hochschule für Ökonomie auf, zu dem Thema der Bewertung der sozialistischen Luftfahrtunternehmen durch ein überschaubares Kennziffernsystem, das zugleich die Vergleichbarkeit dieser gewährleisten sollte.
1974 konnte er diese Arbeit erfolgreich mit dem Grad eines Dr.oec. abschließen.

1970 beauftragte der Minister Peter Bork, im Bereich der Flugtechnik des Verkehrsfluges eine Arbeitsgruppe zu bilden und zu führen, die die Stabilisierung und Modernisierung der technischen Basis zum Ziel hatte, da diese mit der technischen und Leistungsentwicklung nicht Schritt gehalten hatte. Um die ersten Projekte, Maßnahmen und Ideen durchzusetzen, bestimmte man ihn 1971 zum Leiter der Schönefelder Verkehrsflugtechnik, welche man durch maßgebliches Betreiben des neuen Chefs ein Jahr später wieder in ein eigenes Direktorat erhob.

Unterstützt durch die neue Generation der Ingenieurtechnik und der gesellschaftlichen Organisationen ging Direktor Bork die völlige Umgestaltung der Flugzeuginstandhaltung an. Seine Initiativen wurden aber zunächst noch einmal jäh unterbrochen, als am 15. August 1972 das Flaggschiff des Unternehmens, einer der zwei Jahre zuvor erst in Dienst gestellten Langstreckenjets IL-62 in der Nähe von Schönefeld abstürzte und 158 Menschen in den Tod riss, seinerzeit die weltgrößte Flugzeugkatastrophe.
Er konnte zunächst nicht wissen, ob Versäumnisse des von ihm geführten Bereichs eine Rolle gespielt haben konnten. Erst drei Monate später ergab die Untersuchung, dass dieses nicht der Fall war.

Die angegangenen und bis 1978 durchgesetzten Projekte und Maßnahmen waren:

  • Neuordnung des Vorschriftenwesens,
  • Ordnung für die Flugzeugdokumentation, die technische Nachweisführung und das Attestwesen,
  • Aufwertung der Struktur zu einem Direktorat Flugtechnik,
  • Einführung einer monatlichen ökonomischen Bewertung jeder Abteilung sowie der Materialökonomie auf der Grundlage des von Dr. Bork entwickelten Kennziffernsystems,
  • laufende Überarbeitung und Modernisierung der typenbezogenen Watungsvorschriften,
  • Verlängerung der Wartungsrhythmen auf Grund von Zustandsanalysen,
  • schwerpunktmäßige Umstellung der Wartungsbasis von der Turboprop-Wartung der 60er Jahre auf die Jet-Wartung der 70er Jahre und die Optimierung der Wartungsverfahren auf die speziellen Bedingungen der Interflug,
  • Ausbau der betrieblichen Rationalisierungsmittelbaus (Bodengeräte für die Flugzeugwartung, Wartungsdocks, Umbau und Anpassung der alten Wartungshallen an die neuen Typen des Unternehmens),
  • technologische Organisation des arbeitsteiligen Wartungsprozesses nach standzeit- und personaloptimierten Ablaufplänen,
  • Steuerung des operativen Prozesses der Instandhaltung durch eine Prozessschichtleitung mit Operativtechnologen,
  • Schaffung eines lfd. Änderungsdienstes der technischen Dokumentation, Wartungshandbücher sowie arbeitsplatzgerechter Dokumentation,
  • Plan Wissenschaft und Technik (umfasste auch Neuererwesen) als erstrangiges Leitungselement des Direktors,
  • Schaffung eines umfassenden Qualitätssicherungssystems (Qualitätsmanagement).

Durch die Umsetzung dieser Projekte kam die Instandhaltungsbasis der INTERFLUG (Verkehrsflug) binnen weniger Jahre an die Spitze der Luftverkehrsgesellschaften des Ostblocks hinsichtlich Effektivität (Arbeitsproduktivität), Standzeiten für Wartung, Flugstundenleistung pro Flugzeug und Jahr, Materialökonomie und Qualität der Instandhaltung.

Diese Position konnte sie dann bis zu der von der Politik veranlassten Liquidation der INTERFLUG GmbH im Jahre 1991 und der Übernahme der Werft in die Lufthansa Technik AG beibehalten.

Im Zuge dieser umfassenden Werftmodernisierung erlangte die Ingenieurtechnik und der Direktor Flugtechnik ein international hohes Ansehen, das sie zum gefragten Partner anderer Gesellschaften und der sowjetischen Flugzeughersteller werden ließ. Seine damaligen Mitarbeiter schätzten schon sehr bald ein, dass Dr. Bork als Direktor Flugtechnik seine erfolgreichste, innovativste (den Begriff führte er 1971 überhaupt als Erster bei der Interflug ein) Schaffensperiode für die Luftfahrt zu verzeichnen hatte. Als 1978 der stellvertretende Verkehrsminister, Generalleutnant Dr. Klaus Henkes, auch die Generaldirektion mit einer neuen Führungsstruktur übernahm, machte er Dr. Peter Bork zum Chef des Stabes (Querschnittsdirektorate für die fünf Betriebe des Interflug-Kombinates) an seiner Seite.
Aber das Aufeinandertreffen zweier starker Führerpersönlichkeiten von sehr unterschiedlichem Couleur brachte Differenzen hervor, die dazu führten, dass Dr. Bork 1982 die zivile Luftfahrt verließ und zur Bauakademie (Akademie der Wissenschaften) wechselte.

Nach deren Auflösung am Ende der DDR konnte er eine Anstellung bei der Hamburg-Mannheimer Versicherung finden, in deren Hamburger Zentrale er eine Tätigkeit bis zu seinem Renteneintritt ausübte.

Die ehemaligen Angehörigen des Betriebsteiles Flugtechnik Verkehrsflug und viele weitere Interflug-Mitarbeiter werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Jörn Lehweß-Litzmann Dezember 2010

Dr. Peter Bork bei einem Empfang 1979 mit den ersten Werftleitern: Paul Gürmann (re.) und
Ernst Hildebrandt (li.)
Volkskammerpräsident Horst Sindermann überreicht dem Modernisierungs-kollektiv der Flugtechnik um Dr. Bork den Orden Banner der Arbeit (I) im Staatsratsgebäude am 30. April 1977

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Otto Sachtleben verstorben

Otto Sachtleben

Wie INTERFLUG.biz heute erfahren hat ist unser ehemaliger Kollege Otto Sachtleben am 24. Januar 2012 nach langer und schwerer Krankheit verstorben.
Als Mitglied der Musterprüfungskommission des Turbinenluftstrahltriebwerkes Pirna 014, als Techniker der Interflug schrieb er Luftfahrtgeschichte.

Traueranzeige Moskau
Bild aus einer Moskauer Zeitung bei der Abnahme eines Luftfahrzeuges

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Jochen Leihbecher verstorben

Nach schwerer Krankheit - Parkinson mit Demenz - ist Jochen am 07.03.16 im 86. Lebensjahr verstorben.

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, den 24.03.2016 um 13.00 Uhr auf dem Friedhof in Erkner, Gerhard Hauptmann Str. statt.

 

Jochen hat für unsere Web-Seite eine Reihe von Artikeln erstellt, die alle auf der Seite der Flugtechnik/Verkehrsflug unter seinem namen zu finden sind.


Die folgenden 4 Bilder stammen von seinen Dienstreisen nach Karachi

Fotos:.Sammlung Horst Materna

 

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